Yousef Kekhia
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Zwei Jahre nach seinem Debüt „Monologue“ veröffentlicht der Berliner Künstler Yousef Kekhia mit „Polylog“ sein zweites Album und den gebührenden Nachfolger seines berührenden Vorgängers. Wo „Monologue“ vor allem noch wie ein hypnotisches Selbstgespräch wirkte, das gerade durch seinen Blick nach innen bestach, öffnet sich „Polylog“ stärker zur Welt, lädt sie ein und macht die Diversität der Perspektiven, Erfahrungen und Lebenswelten durch seine Vielstimmigkeit hör- und sichtbar. „Monologue war ein düsteres Album“, erzählt Kekhia. Der in Syrien geborene und aufgewachsene Musiker verarbeitete darauf seine Krebserkrankung, Depressionen, verlorene Liebe und lange Jahre der Flucht vor dem Krieg, des dauernden Weggehens und niemals Ankommens. „Musik war das Einzige, was als Ausflucht diente“, berichtet er von seinen Erfahrungen der letzten Jahre, „sie war so etwas wie der Ort der
Heilung für mich, der Raum, der es mir erlaubte, über manche Dinge hinwegzukommen und sie auszudrücken.“
Schon in Syrien spielte Kekhia in Bands, die aber vor allem Songs englischsprachiger Bands coverten. „Aber während meiner Krebserkrankung fühlte es sich nicht mehr richtig an, Songs auf Englisch zu schreiben“ – und so begann er, Texte in seiner Muttersprache Arabisch zu verfassen und mit seinem ganz eigenen von elektronischer Musik und Folk geprägten Sound zu kombinieren. Genau diesen entwickelt Kekhia mit „Polylog“ weiter: Mittlerweile ist Kekhia in Berlin nicht nur angekommen, sondern hat hier künstlerisch wie persönlich sein Zuhause geschaffen. Wo Monologue in die Düsternis blickte, schaut „Polylog“ der Sonne entgegen, wenn auch nicht ohne die Wehmut, die Yousef Kekhias Songwriting und auch die lyrischen Traditionen der arabischen Sprache ausmachen.
„Polylog“ ist auch das soundgewordene Manifest einer persönlichen Weiterentwicklung: „Ich habe mich frei gefühlt, mich als Feminist zu finden und Blockaden in meinem Kopf aufzubrechen“, beschreibt Kekhia die letzten Monate, aber auch die Arbeit an „Polylog“. Das Album ist auch so etwas wie die Manifestation eines neuen Ausdrucks von Männlichkeit, einer Genderidentität, die sich für die gleichberechtigte, bessere Welt und Zukunft einsetzt. „‚Polylog‘ handelt davon, wie Feminismus mein Leben beeinflusst hat, als Mann in dieser männlich dominierten Welt, aber auch als jemand, der aus einer patriarchalen Kultur stammt. Es hat mich viel gelehrt und mich so viel feministischer werden lassen, als ich es mir jemals hätte vorstellen können“, sagt Kekhia.
Diese Botschaft kommuniziert Kekhia auch musikalisch: Verletzlich und dennoch – oder eigentlich sogar gerade deswegen – selbstbewusst und stark sind die Songs auf „Polylog“. Eingebettet in und getragen von düsteren, teils kühlen elektronischen Flächen und Klängen, strahlen sie trotzdem eine ganz eigene Wärme und Geborgenheit aus, die ihren Ursprung in den akustischen Elementen und der feinen Instrumentierung haben, die den Grundstein aller Songs legen. Da wäre beispielsweise das hoffnungsfrohe „Al Rabta“, das ein ganz besondere Freiheitsgefühl einfängt, umgeben von Lichtern, Kreativität und Musik, offen für neue
Erfahrungen und offen für jeden Weg, den die große Reise, auf der wir uns alle befinden, noch nehmen wird. Oder das flirrend schöne und sehr tanzbare „3al 2amar“, eine Ode an den Mond und an das Bedürfnis, vor Erinnerungen zu entfliehen, weit weg auf einen Planeten, auf dem noch Zauber und instinktives Wissen herrschen und nicht der von Materialismus geprägte Alltag. Und natürlich das melancholische „Lan Ansa“, das mit seinem ruhigen Soundteppich Yousef Kekhias voller und wunderbar wandelbarer Stimme Raum zum Strahlen lässt.
„Polylog“ ist nicht einfach noch ein Album mit Liedern über Liebe, vielmehr handeln Kekhias Texte von den Ausund Nachwirkungen, die verschiedene Beziehungen zu anderen Menschen auf ihn hatten: „‚Polylog‘ ist das Resultat offenen, ehrlichen Austauschs zwischen Menschen verschiedener kultureller Hintergründe. Es handelt von der Magie, die in Beziehungen eingeschrieben ist, jede Begegnung und jeder Austausch sind für mich wie ein Märchen. Das Album basiert auf Begegnungen mit verschiedenen Frauen und den Emotionen, die sie auslösten und an die sie mich erinnerten: an meine Heimat zum Beispiel, oder an das Gefühl, in all meinen Facetten akzeptiert zu werden.“ Mit „Polylog“ legt Yousef Kekhia ein Album vor, das so viel mehr einlöst, als es verspricht: Es ist das reife Werk eines jungen Künstlers, es verbindet die Gesangs- und Poesietraditionen der arabischen Sprache mit gegenwärtiger elektronischer Musik, es bringt die Debatte um neue Formen der Männlichkeit auf die Tanzfläche, teilt Gedanken für den Morgen danach und zeigt eine Zukunft auf, in der wir uns glücklich schätzen sollten, leben zu dürfen.
Presse
“Mit “Polylog” liefert er ein verspieltes und gleichzeitig von Melancholie getragenes Album, das Kekhias persönliche Bedeutung von gegenseitigem Austausch unterstreicht.” – WDR
“Eine ziemlich neue und späte Erweiterung des diesjährigen außergewöhnlichen musikalischen outcomes, aber seit es veröffentlicht wurde , läuft es in unserem Haus und in meinem Herzen in Dauerschleife. So sanft, so emotional und so schön gemacht.” – MIXMAG
“Je leiser seine Musik wird, desto deutlicher wird seine Botschaft. “Ich werde nie vergessen.” Sein erstes Album hieß “Monologue”. Selbstgespräch. Sein neues, zweites nun: “Polylog”. Er öffnet sich zur Welt. Mehr und mehr.” – BR